München & Weihenstephan, Oktober 2019
Hinter dem Namen LOS_DAMA! verbirgt sich ein europäisches Netzwerk zur „Entwicklung und Verbesserung von stadtregionalen Grün- und Freiräumen“. Unter der Führung der Landeshauptstadt München haben sich in dem europäischen INTERREG-Projekt rund um die Alpen 7 Partnerinstitutionen und 3 Universitäten zusammen geschlossen, ...
... um anhand konkreter Projekte zu erproben, wie stadtnahe Grün- und Landschaftsräume im Spannungsfeld von Siedlungsentwicklung, Naherholung, Verkehr, Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie anderen Nutzungen geschützt und entwickelt werden können.
Das Netzwerk (Grafik: LH München)
In München arbeitete das Planungsreferat dazu u.a. mit dem Verein Dachauer Moos e.V. zusammen. Gemeinsam wurde im Oktober 2018 die interkommunale Konferenz zur gemeinsamen Landschaftsentwicklung des Dachauer Moos „Let´s do Moor“ ausgerichtet. (Verlinkung zum Artikel 2018)
Dort berichteten Bürger aus den verschiedensten Bevölkerungsgruppen den Landräten, Bürgermeistern, Abgeordneten und dem Umweltminister, warum sie aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln das Dachauer Moos sehr wertschätzen. Damit nahm die Konferenz das Ergebnis des Volksbegehrens Artenvielfalt vorweg. Die Konferenz war nicht nur eine Werbeveranstaltung für den Klima-, Lebensraum- und Artenschutz im Dachauer Moos, sondern auf dem sogenannten „Markt der Möglichkeiten“ konnten sich alle Gäste über erfolgreiche Beispiele und Möglichkeiten der Landschaftsentwicklung aus nah und fern informieren.
Frau Mertelmeyer vom LOS_DAMA!-Team der LHM stellt die Schatzkarte des Regionalverbandes München Südwest vor.
Im Oktober 2019 stellten alle Projektpartner der 7 Alpenstätte Ihre Ergebnisse auf einer großen Abschlussveranstaltung in München vor. Herr Rossa präsentierte dabei die Ergebnisse der „Mooskonferenz“. Beispielsweise erklärten auf dem „Markt der Möglichkeiten“ die Bayerischen Staatsforsten, Eigentümer von über 4 km² Moosfläche im Vereinsgebiet, erstmalig in der Öffentlichkeit ihre Absicht, bei großflächigen moorökologischen Renaturierungen zu kooperieren. Dieses Angebot wurde bereits von Politik und Verwaltung aufgegriffen. Außerdem konnten seitdem mehrere Informationsveranstaltungen zur nachhaltigen Nutzung des Moores durchgeführt werden. Mittlerweile ist der Verein Dachauer Moos e.V. Partner des Umweltministeriums beim Erhalt des europäischen NATURA 2000-Schutzgebietes und setzte mehrere naturschutzfachliche Maßnahmen um.
Vor den Münchner Projektplakaten v.li.n.re: Prof. Olaf Schroth(Hochschule Weihenstephan-Triesdorf), Christl Joas (Geschäftsführerin Heideflächenverein e.V.), Robert Rossa, Linda Mertelmeyer
Einen Tag später fand in der TU München-Weihenstephan das „12. Weihenstephaner Forum“ der Fakultät für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur statt. Dort wurde ebenfalls über die Entwicklung unserer Alltagslandschaften vor der Haustür berichtet und diskutiert. Neben der Vorstellung des LOS_DAMA!-Beitrags des Vereins Dachauer Moos e.V. und anderer lokaler Partner, wie z.B. dem Heideflächenverein gab es auch Beiträge von Herrn Landrat Löwl sowie dem 1. Vorsitzenden des Vereins Bürgermeister Felbermeier.
Dachaus Landrat Stefan Löwl und Bürgermeister Peter Felbermeier (VDM)
Die beiden Politiker stellten Ihr Dilemma – den Spagat zwischen Naturschutz, Infrastruktur und Siedlungsentwicklung – dar: Einerseits möchte natürlich jeder Bürgermeister und auch der Landrat den Bürgern eine intakte Natur bieten. Dies sei im Ballungsraum nicht nur ein wichtiger Standortfaktor, sondern auch eine Herzensangelegenheit. Andererseits aber ist der Landkreis Dachau einer der am stärksten wachsenden Regionen in der EU. Die enormen Bevölkerungszuwächse ziehen notwendige Infrastrukturentwicklungen wie den Neubau von Schulen nach sich. Auch den Verkehrskollaps gilt es zu verhindern und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Es gelte also Kompromisse zu finden.
Auf dem Podium (Foto: LH München)
In der sich anschließenden Podiumsdiskussion bat Herr Rossa die anwesenden Wissenschaftler und Studenten bei Planungen sowohl die Politik, als auch die Bürger mit ins Boot zu holen. Nur zusammen mit den lokalen politischen Gremien und der Bevölkerung könne ein Konsens zwischen Grüner und Grauer Infrastrukturentwicklung erzielt werden. Außerdem sollten bei der Bewirtschaftung der für den Klimaschutz und Artenvielfalt bedeutsamen Niedermoorflächen nicht nur Forderungen an die Landwirtschaft gerichtet werden. Von Forschung und Lehre müssten, gemeinsam mit der Landwirtschaft, auch ökonomisch sinnvolle Alternativen zu den derzeitigen Wirtschaftsformen entwickelt werden.